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Gesundheitssystem modernisieren  

 

 

 

 

Nur durch eine stärkere Eigenverantwortung der Bürger wird sich das hohe Niveau unserer medizinischen Versorgung aufrecht erhalten lassen. Dieter Bischoff fordert deshalb ein Gesundheitssystem, in dem der Patient die von ihm produzierten Kosten selber kontrollieren und steuern kann.


 

Herr Bischoff, werden wir in Deutschland schon bald ein Zwei-Klassen-Gesundheitssystem haben?

 

Dieter Bischoff: Wir werden dies nicht bald haben, sondern wir haben es schon. Dank der rot-grünen Regierung. Wenn Kassenpatienten - im Gegensatz zu den Privatversicherten - sechs Wochen oder länger auf einen Arzttermin warten müssen, kann man wohl nicht mehr von einem Ein-Klassen-System sprechen.


 

Woran krankt unser Gesundheitssystem?

 

Dieter Bischoff: Lassen Sie mich das stark vereinfacht darstellen: Mit der Leistungsfähigkeit der Medizin sind auch deren Kosten gestiegen. Diese Kosten können mit den bislang üblichen Kassenbeiträgen aber nicht mehr gedeckt werden. Folglich gibt es zwei Möglichkeiten, aus dieser Zwickmühle zu entkommen. Entweder man reduziert die Leistungen, oder aber man steigert die Ausgaben. Wir zahlen heute unseren Beitrag in eine Kasse und bekommen stets alles, was irgendwie medizinisch machbar ist quasi zum Nulltarif. Wenn wir nicht den Kollaps des gesamten Gesundheitssystems riskieren wollen, müssen wir schnellstens Abschied vom Vollkasko-Prinzip nehmen.


 

Und wie stellen Sie sich die Lösung dieses Problems vor?

 

Dieter Bischoff: Die Solidargemeinschaft muss für die Risiken aufkommen, die der einzelne nicht alleine tragen kann. Sie darf aber nicht für jedes Kinkerlitzchen oder Luxuskuren herangezogen werden. Wir brauchen ein System, dass die Eigenverantwortung stärkt. Der Patient muss wissen, was eine Leistung kostet. Das ist die erste Voraussetzung dafür, dass er - gemeinsam mit den Medizinern - überlegen kann, ob es nicht günstigere Behandlungsmethoden für seine Krankheit gibt. Eigenverantwortung heißt aber auch Eigenbeteiligung. Dazu sind die Bürger bereit. Die ersten Schritte dazu waren bereits durch die Gesundheitsreform von Horst Seehofer gemacht. Wir haben der rot-grünen Bundesregierung ein gut für die Zukunft aufgestelltes System übergeben. Leider hat die Schröder-Regierung dann aber die Zuzahlungspflicht in Teilen zurückgenommen und den Eindruck erweckt: Es kann so weiter gehen wie bisher.


 

Bedeuten die von Ihnen skizzierten Alternativen, konkret die Zuzahlung, nicht eine Benachteiligung der niedrigeren Einkommensklassen?

 

Dieter Bischoff: Das wollen wir auf keinen Fall. Das medizinisch Notwendige muss jedem Kranken unabhängig von seinen Vermögensverhältnissen zugänglich sein.


 

Das hört sich ja so an, als wenn die Zukunft des Gesundheitssystems nur vom Verhalten der Patienten abhängt.

 

Dieter Bischoff: Keineswegs. Auch die Krankenkassen, die Pharmaindustrie und die Mediziner werden wir fordern. Wir wollen endlich einen echten Wettbewerb im Gesundheitswesen. Festhalten werden wir aber auf jeden Fall an zwei funktionierenden und im Sinne der Bürger wichtigen Säulen unseres heutigen Systems: Die flächendeckende Versorgung der Bürger mit Medikamenten und das System der niedergelassenen Fachärzte. Wer Ohrenschmerzen hat, soll ohne Umwege einen Spezialisten in seiner Nähe aufsuchen können.



Links zum Thema
Mehr zu diesem Thema finden Sie im Regierungsprogramm der Union.

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